FunPeril

🔮 Keruems Zukunft 2016

Seher: Clarain

Unerwünschte und unerlaubte Vertretung: Raulariel



8. Diistahr (Januar) 2016

Sein Kopf ist ganz vernebelt, die Zukunft schlüpfrig wie so oft. Da! Fliegende Wesen… Sylvane? Ein Haus und der Geruch von Kräutern… Eine Person mit einer bekannten Jacke…

„Will Raulariel Faunells Laden besuchen?“, fragt sich Clarain, als er nach draußen geht. Mit einem kurzen Spaziergang will er die schleierhafte Zukunft entwirren. Die Kälte hilft ein wenig gegen die Kopfschmerzen, aber ein besseres Bild der kommenden Ereignisse kann er nicht erzielen. Ah! Ist das… Wärme? Sand? Ein Reisender aus Soerele?

„Warum trägt die Person Rauls Kleidung?“ Clarain starrt in den Schnee. Ein Freund? Hat sein Enkel überhaupt Freunde?


8. Jophyoin (Februar) 2016

Seine Frau füllt einige Säckchen mit getrockneten Kräutern. Hin und wieder wirft sie einen Blick über die Schultern. Clarain steht schon eine Weile vor einer Reihe von Töpfen mit Heilpflanzen, die in wenigen Tagen weiße, wohlriechende Knospen tragen werden.

„Patauo. Ihr Saft lindert alle Schmerzen. Zu viel davon lässt uns sogar vergessen, zu fühlen… zu leben…“, sagt er zu sich selbst. Seine Gedanken sind wieder in fernen Ländern. In Soerele sieht er eine weiße Blume im Haar eines kranken Mädchens. Kein Patauo, aber ähnlich in ihrer Wirkung… nur schwächer. Zu schwach für irgendeine Heilung. Er lässt seine Gedanken schnell in ein anderes Land reisen, bevor er erneut die Bilder von Leichen über sich ergehen lassen muss.

„In Leviahe Lichten versammeln sich die Szeptare Leviahes und die unseres Landes, sowie das Gold und Silber Soereles und die Perle Seahrosias. Nur die Krone Coniuras fehlt. Sie will sich weiter abschotten. Magie macht ihr Angst. Mit der Beschwörung wird sie schlimmer. Ihre Angst wird womöglich das Ende ihres Landes herbeiführen.“

Vielleicht hätte er nicht an Coniura denken sollen. Die Situation dort ist weitaus verheerender und es wird kein Haufen, sondern Berge sein, die in der Zukunft mit den Opfern der Beschwörung wachsen werden.

„Du solltest mit Maahrunar reden, bevor er sich mit den anderen Herrschern trifft“, schlägt Faunell vor. „Ihm eindringlich erklären, wie wichtig es ist, die Krone zu überreden, sich helfen zu lassen.“ Clarain schüttelt den Kopf.

„Er hält nicht viel von den kurzlebigen Caosegir. Die Beschwörung ist an der Blutlinie Tugants gebunden. Bestimmt hofft er, dass diese mit Coniuras Zerstörung ausstirbt, bevor die Gefahr zu den Elfaenn kommt.“

„Raulariel kann ihn überreden –“

„Ich bin sicher, er heißt das Chaos ebenfalls willkommen.“

Faunell öffnet den Mund, aber schließt ihn wieder, denn sie weiß, dass es nichts bringt, der Wahrheit blind zu begegnen und in Lügen zu leben.


8. Sylfgrall (März) 2016

Was ist das? Ist es Dunkelheit? Licht? Wie durch mehrere, farbige und doch farblose, leicht transparente Schleier, sieht er in einen leeren Raum hinein. Oder ist das die Außenwelt? Die Schleier flattern, wölben sich wie sanfte Hügel, wogen wie die Wellen des Meeres. Der Raum, der kein Raum ist und auch nicht dunkel oder hell, verschwimmt und schwimmt in der Bewegung des Schleiers. Und die Zeit, die nicht ist, zieht kreise… zumindest interpretiert sein Hirn es so.

„Schatz!“

Clarain fährt heftig zusammen und sieht sich mit wild klopfendem Herz um. Er saß am Esstisch. Seine Frau deutet auf sein Teller.

„Dein Essen wird kalt.“

Clarain nickt geistesabwesend, stochert mit der Gabel halb blind herum, bis er eine blaue Bohne erwischt. Während er mehrmals sein Mund verfehlt, versucht er sich an die neuste Zukunftsvision zu erinnern. Es gelingt ihm nicht. Kein Fetzen, nicht mal Kopfschmerzen hat er.

„Clarain! Iss dein Teller leer! Zerbrich dir später den Kopf mit deinen Visionen!“

„Ja, ja…“ Clarain starrt sein Teller an und verzieht den Mund. „Habe ich gerade ein Briohnbohne gegessen?“


📍Ab hier: 19. Tag im Monat


19. Feriksanax (April) 2016

„Avaska bringt den Untergang aller Welten.“

Faunell wartet, aber Clarain spricht nicht weiter. Hagelkörner prasseln auf das Dach nieder und füllen die Stille.

„Das war alles“, sagt Clarain.

„Du siehst, hörst und fühlst die Zukunft, nicht war?“, hakt Faunell nach. Er nickt und zuckt die Schultern. So in etwa. „Dann ist der Satz nur eine Möglichkeit, diese Vision zu interpretieren. Gibt es weitere Interpretationsmöglichkeiten?“

„Das war die klarste Zukunft, die ich je hatte. Egal wie ich sie ausformuliere, eine Aussage bleibt eindeutig und kann nicht missinterpretiert werden: die Welt geht unter.“

Sie starren sich wieder schweigsam an.

„Was ist mit den anderen Welten?“

Clarain versucht seine Gedanken zu ordnen und die Bilder, das Flüstern und die Leere in zusammenhängende Sätze zu flechten.

„Sie sind… wie ein Echo dieser Welt. Ich kann sie immer noch wahrnehmen, aber sie sind wie die Schatten einer Erinnerung. Ich nehme an, sie existieren nicht mehr.“

„Interessant“, kommentiert Faunell schlicht und sah zu einem vollbedeckten Tisch. Bald würden ihre Tochter und ihr Enkelkind kommen.

„Wir haben hoffentlich noch Zeit, um Rauls Geburtstag zu feiern, bevor die Perle untergeht.“


19. Dahuoos (Mai) 2016

„Morgen wird es hageln – pah! nichts Neues – und ein kalter Ast wird über den Spiegel des Himmels fliegen, um das Feuer im Sand zu besuchen… oder habe ich es falsch verstanden? Nein… der Ast ist wahrscheinlich ein Beschwörungsast! Ein Nordiinast?“

Clarain öffnet seine Augen und versucht den Nebel aus ihnen wegzublinzeln. Erst als er ein verunsichertes ‚Äh… wie bitte?‘ hört, bemerkt er seinen Lauscher. Ein Elfaenn, vor dem er einfach stehen geblieben war, um sich mit der Zukunft auseinanderzusetzen, hält einen vollbeladenen Einkaufskorb schützend vor sich.

„Grüß die werdende Nacht“, sagt er höflich.

„Nacht hüte uns im Schlaf“, entgegnet sein Gegenüber, bevor dieser eilig um ihn herum läuft. Clarain dreht sich zu dem nun rennenden Elfaenn um.

„Wisst Ihr, warum der Ast das Feuer besuchen will?“, ruft er ihm hinterher, aber da ist der Elfaenn auch schon um eine Ecke verschwunden.

„Dann eben nicht.“


19. Formoin (Juni) 2016

Faunell läuft einen Fluss entlang und pflückt hier und da ein paar Pflanzen. Clarain folgt ihr, sein Blick auf das Wasser gerichtet.

„Ich hoffe wirklich, jemand löscht das Feuer“, sagt er plötzlich.

„Welches Feuer?“, fragt Faunell, die nun zum anderen Ufer watet. Clarain zittert bei dem Anblick.

„Das Wasser ist eisig. Warum nimmst du nicht die Brücke?“

„Mir macht die Kälte nichts aus, das weißt du doch. Was ist nun mit dem Feuer?“

„Ein großes Federvieh wird in Coniura mit Ilfreets Feuer Bekanntschaft machen, dann wird es durch die Gegend rollen und einen Waldbrand verursachen.“

Meine Güte, denkt Clarain. In Worten gefasst klingt diese Grausamkeit absolut lächerlich.

„… Coniuras Zukunft“, sagt Faunell langsam, „steht wahrlich in Flammen.“


19. Pyrfuror (Juli) 2016

Lichter, Schatten, Orangerote Wellen – nein… Sand. Eine Wüste, eine Oase, schattenspendende Pflanzen und blaue Lichter, die über der Wasseroberfläche schweben. Eine friedliche Szene. Clarain schlürft seinen Kräutertee und lässt den Traum an sich vorbeiziehen, sich in Rauch auflösen, so wie immer, wenn er eine Zukunft sieht, die keine weltbewegende Aussage zu haben scheint.


19. Phinodri (August) 2016

Eine Nacht über dem Meer. Die Dunkelheit des merkwürdig stillen Wassers und des Himmels verschmelzen miteinander. Die Sterne und ihre Spiegelbilder sind nicht auseinanderzuhalten und mittendrin ist ein Boot. Kein Horizont, kein Ende, kein Anfang, er scheint im Sternenmeer zu schweben. Clarain blinzelt und erwacht aus dem Traum von der Zukunft. Sterne, denkt er. Immer wieder Sterne.


19. Necrihhus (September) 2016

Die Welt erzittert, ihre Magie flackert, dann löst sie sich auf. Die Magie. Die Welt. Alles löst sich auf wie Rauch, wie Nebel, wie ein Tr–

„Guah!!“

„Clarain!“

Er richtet sich keuchend von seinem Bett auf. Seine Frau tupft mit einem Tuch den Schweiß von seiner Stirn, dann reicht sie ihm eine Schale mit Medizin. Er schluckt die bläulich, dickflüssige Masse runter und unterdrückt es, sich zu übergeben.

„Mein Kopf – urgh, verflucht! Während einer Erkältung in die Zukunft sehen zu müssen ist die reinste Folter!“

Faunell schnaubt durch die Nase.

„Selbst Schuld. Was läufst du auch halb nackt und mitten in der Nacht durch den Schnee herum!“

„Gestern war Behlmond. Manche Elfaenn baden in seinem Licht, um ihre Köpfe zu klären und um den Fluss ihrer Magie besser in kontrollierteren Bahnen zu lenken… oder so ähnlich. Dachte, es würde mir bei meinen Kopfschmerzen helfen.“

Faunells Blick scheint ihm einiges mitteilen zu wollen, während sie ihm kommentarlos die Schale vor seinem Mund hält.

„Schluck den Rest runter.“

Grausame Frau, denkt er.


19 Erriapat (Oktober) 2016

Seine Frau sitzt neben seinem Bett und unterhält sich mit einer Person, die beim Fenster steht. Clarain kann sie nicht klar sehen – er lacht innerlich. Er, Clarain der Seher, kann sie nicht klar sehen! Witzig! Jedoch nicht die Kopfschmerzen, die schlimmer werden, wenn er die Augen zu lange offen hält. Haben die himmlischen Drei kein Erbarmen? Wenigstens Briloen solle ein Fünkchen Mitleid zeigen, denkt er genervt. Er niest, er hustet, er schwitzt und fühlt sich unwohl. Die verschwommene Person beim Fenster lacht und ihre Stimme verrät ihm endlich, dass Raulariel mal wieder zu Besuch da ist, um sich über sein Leid lustig zu machen. Er versucht, seinem Enkel böse Blicke zu werfen, aber dieser lacht stärker. Wahrscheinlich weil er schielt. Clarain schlürft die Suppe, die seine Frau ihm mit einem Löffel hinhält. Doch in dem Augenblick stupste die Zukunft gegen sein Hirn und ein Haufen Bilder, Geräusche und Gerüche durchfluten seine Sinne.

Da wird irgendwo ein Fest veranstaltet, schlussfolgert sein Hirn und kommentiert, wie unwichtig das sei. Zudem muss er jetzt stärker husten, weil er sich verschluckt hat.

Die verschwommene Gestalt seines Enkels bewegt sich und Clarain nimmt an, dass dieser mit dem Finger auf ihn zeigt. Das Lachen hört nicht auf. Unhöflicher Junge!


19. Flut (November) 2016

„Seid Ihr wirklich Clarain der Seher?“, fragt ein reicher Caosegir aus Seahrosia überrascht und lässt sich von dem jungen Mann in die Küche führen.

„Gibt es keinen besonderen Raum für Eure Zukunftsdeuterei?“

„Setzt Euch.“

Der Seahrosi hüstelt nervös und setzt sich an den einzigen Tisch in der Nähe des Fensters. Der junge Mann setzt sich ihm gegenüber und – lächelt strahlend! Dabei erzählen sich die Leute, Herr Clarain sei ein Griesgram mit einer verzerrten Weltanschauung. Er erwidert schwach das Lächeln.

„Ihr seid hier, da Ihr daran zweifelt, jemand könne tatsächlich in die Zukunft sehen und deshalb wollt Ihr Clarain den Seher als Betrüger entlarven“, kommt es klipp und klar von seinem Gegenüber. Bevor der Seahrosi mehr als ein Fiepen rausbringen kann, setzt der andere fort: „Glaubt mir oder nicht, sagt der Welt, was Ihr wollt. Es kümmert mich nicht. Hier wird die Zukunft gedeutet, nicht mehr und nicht weniger.“

„I-Ich glaube Euch –“

„Ruhe!“

Der Seahrosi zuckt in seinem Stuhl zusammen. Der junge Seher summt leise mit geschlossenen Augen und scheint hochkonzentriert.

„Hm… hmm… mhmm… da… ah! Eine Person… in einem prunkvollen Haus. Der Kopf… der Yvgatstatue… wird gestohlen –“

„Wie bitte!?“

Der junge Mann nickt dem Seahrosi zu und sagt: „Ich bin selbst erstaunt. Eine Statue, die vor Jera als verschollen gilt… dieser Diebstahl ist jedoch ein zukünftiges Ereignis. Der Besitzer des prunkvollen Hauses hat die Statue wahrscheinlich zuerst gestohlen… und nun plant eine andere Person, ihren Kopf zu stehlen. Ich frage mich, was das mit Euch zu tun hat –“

„Ich gehöre zum Schatten der Perle!“, sagt der Seahrosi eilig. Zu eilig.

„Tatsächlich?“

„Äh, ja! Vielleicht werde ich in der Zukunft damit beauftragt, diesen Dieb zu schnappen!“ Der Seahrosi steht abrupt auf und schmeißt einen kleinen Beutel auf den Tisch. Ein paar Edelsteine kullern raus. „Ihr seid wahrlich ein Seher der Zukunft! Ich werde sofort zurückfliegen und dieses Wissen mit den anderen Perlschatten teilen! Danke vielmals!“

Raulariels Blick folgt dem eilig wegrennenden Seahrosi. Als die Tür zugeschlagen wird, grinst er breit.

„Manche Leute sind wie ein offenes Buch.“


19. Vyndirach (Dezember) 2016

Keine Vorhersagen, da Clarain immer noch stark krank ist. Seine ungebetene Vertretung ist ebenfalls mit anderen Dingen beschäftigt.